Familie Kronacher
Verfasser: Anna-Lisa Schütz, Elisaveta Tolstov, Felicitas Sperber, Sianna Zillich
Ein zurückgezogenes Leben
Die Geschwister Lina (*17.10.1870), Jeanette (*07.07.1873) und Marie (*06.04.1878) wurden als Töchter von Isaak und Zilly (geb. Schön) in Lichtenfels geboren. Ihre Familie stammte aus Oberlangenstadt, wo ihr Vater der Familientradition nach Religionslehrer in der dortigen Synagoge war. Isaak war als Vorstandsmitglied der Einquartierungskommission ein angesehener und in die Gesellschaft integrierter Mann.
Kurz vor Jeanettes Geburt 1873 versteigert der Vater alle Besitztümer in Oberlangenstadt, die Familie verließ den Ort und zog nach Lichtenfels. Hier gründete Isaak ein Rauchwarengeschäft (Pelzveredelung und Pelzhandel). Nach dem Tod ihres Vaters am 20.10.1904 führten die Geschwister den Laden zu dritt weiter, zogen aber von der Laurenzigasse (Hausnummer 237) in die Wöhrdstraße um.
Die drei Schwestern blieben ledig und kinderlos. Nach Aussagen von Zeitzeugen führen sie ein zurückgezogenes, stark religiös geprägtes Leben.
Deportation und Ermordung
Zum Jahreswechsel 1938/39 wurden sie gezwungen, ihr Geschäft aufzugeben. Im Frühjahr 1940 wurden sie, wie alle im Landkreis ansässigen Juden, zwangsweise umquartiert und lebten die nächsten zwei Jahre lang in der Judengasse 14, dem „Schächterhaus“ direkt neben der Synagoge.
Am 09.09.1942 wurden die drei zuerst in ein Bamberger Hotel namens „Weiße Taube“ gebracht, von dort aus nach Nürnberg. Der Deportationszug DA 512 transportierte vor allem Alte und Kranke in das Konzentrationslager Theresienstadt im heutigen Tschechien. Neben den Geschwistern wurden an diesem Tag außerdem noch fünf weitere Jüdinnen und Juden aus Lichtenfels und circa weitere 1000 Juden aus ganz Franken deportiert.