Betty Oppenheimer

Verfasser: Luise Aumüller, Luise Birkner

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Geschäftsfrau in Lichtenfels

Bild© Jewish Museum of Maryland
Sonntagsspaziergang am Main 1937: V..l. Meta (Verlobte von Ernst Oppenheimer), Betty, Alfred, Anni. Es ist das einzige Foto, das wir von Betty haben.

Betty Malzer (1877-1942), Tochter von Franziska Stern und Philipp Malzer aus Sulzfeld bei Bad Königshofen im Grabfeld, heiratete 1901 den Kaufmann Nathan Oppenheimer, der in Königshofen ein Textilgeschäft betrieb. 1904 übernahmen sie das Lichtenfelser Textilgeschäft von Bettys Großeltern am Unteren Tor und zogen mit ihren drei Kindern hierher. Nach dem frühen Tod Nathans 1920 übernahm ihr Sohn Alfred das Geschäft, viele Quellen zeigen aber, dass Betty sich weiterhin intensiv einbrachte.

Bild© Jewish Museum of Maryland
Geschäftshaus am Säumarkt.
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Geschäftshaus in der Bamberger Straße(2. v.l.).

Konflikte mit den Nazis

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Betty Oppenheimer muss eine mutige Frau gewesen sein. Als die Lichtenfelser NSDAP 1933 gegen einen von Bettys Söhnen hetzte, der wohl eine Beziehung zu einem nicht-jüdischen Lichtenfelser Mädchen hatte, legte sie sich öffentlich mit der NSDAP-Kreisleitung an (siehe deren Reaktion) . Diese allerdings schwor unverhohlen und öffentlich gewalttätige Rache. Ob die frühe Auswanderung des Sohnes Max mit dieser Affaire zu tun hatte, können wir nicht mit Sicherheit sagen.

 

1938 verfasste Betty einen Brief an die Politische Polizei, um ihren Sohn Alfred aus der „Schutzhaft“ zu bekommen; auch hier zeigte sie durchaus Mut, indem sie auf einflussreiche Verwandte in den USA hinwies, z.B. den Gouverneur von New York, Herbert Lehmann (einen Neffen der Lehman Brothers).

Ein verhängnisvoller Fehler

Die Familie hatte 1938 ihren Besitz verkauft, alle Unterlagen für ihre Ausreise beisammen und war dabei, ihre Sachen zu packen. Es war Juden strikt untersagt, Wertgegenstände auszuführen. Dennoch versuchte Alfred, Pelze und einige Schmuckstücke – wohlgemerkt sein ehrlich erworbenes Eigentum!- in den Möbeln aus Deutschland zu schaffen, und wurde dabei verraten. Betty wurde zu einem Jahr Haft verurteilt, Alfred und seine Frau zu zwei Jahren. Danach war keine Ausreise mehr möglich, Betty musste in das Judenhaus in Lichtenfels ziehen und wurde im April 1942 mit dem Deportationszug DA49 nach Ostpolen (Krasnystaw, Ghetto Kraśniczyn) geschafft. Sie wurde ermordet, wahrscheinlich in Sobibór am 6. Juni 1942.