Familie Pauson
Verfasser: Paul Dörrzapf, Bastian Girschke
Das Eckhaus im neugotischen Stil, die Bahnhofstraße 14, ist heute Lichtenfelser Geschäftsstelle des lokalen Obermain Tagblattes und beherbergt eine Arztpraxis. Bekannt ist es jedoch auch als „Pausonhaus“.
Die Brüder Adolf und Pankraz Pauson, Söhne des Redwitzer Korbherstellers Salomon Pauson, erwarben das Anwesen 1880 für 30.000 Mark von Wirt und Brauer Andreas Hetz, drei Jahre nachdem sie, genau wie viele andere jüdische Bürger, in die Stadt gezogen waren. Der Standort direkt gegenüber dem Bahnhof war für das überregional ausgerichtete Handelshaus sehr günstig. Bereits 1882 errichtete das Unternehmen das heutige Pauson-Haus als Neubau.
Die Korbwarenindustrie in Lichtenfels verdankt ihr Entstehen hauptsächlich jüdischen Bürgern, die hier bereits Anfang des 19. Jahrhunderts als Korbflechter tätig waren und den Übergang zur Serienherstellung auch mittels Heimarbeit sowie den Absatz überregional und international entscheidend prägten. Die Namen Bamberger, Kohn, Zinn und Pauson waren in ganz Europa und darüber hinaus bekannt.
1907 wurde die Firma der „Gebrüder Pauson“ ins Handelsregister eingetragen. Adolf Pauson zog sich bald aus dem Geschäft zurück und übersiedelte nach München. Er starb 1914. Sein Bruder Pankraz leitete die Firma bis zu seinem Tod drei Jahre später. Seine Frau Rosa, tituliert als „Korbfabrikantenwitwe“, übernahm die Leitung bis 1920. Rosa wandelte die Firma auch in eine Offene Handelsgesellschaft um und ermöglichte ein stetes Wachstum der Firma in den Zwanziger Jahren.
1920 wurde Robert Pauson, Pankraz‘ Sohn, neuer Gesellschafter und führte zusammen mit seinem Bruder Stefan die Geschicke des erfolgreichen Betriebes. Stefan lebte nach dem frühen Tod seiner Ehefrau Annemarie Bing-Pauson mit seiner zweiten Gattin Dr. Helene (geb.) Herzfelder in Bamberg. Das international ausgerichtete Handelshaus expandierte und prosperierte in den zwanziger Jahren.
Nach blühenden Geschäftsjahren wurde die Firma 1938 unter nationalsozialistischer Herrschaft liquidiert und das Gebäude ging bis zum Ende des Krieges an die Stadt Lichtenfels über.